Talent Tree: Hallo Julian, als CEO von Talent Tree hilfst du Startups und jungen Technologiefirmen dabei, die besten Führungskräfte und Experten zu finden. Dabei erlebst Du unmittelbar, wie das „Internet of Things (IoT)” an Bedeutung gewinnt. Woher kommt der Begriff?
Julian: Das Konzept der ultimativen Konnektivität ist nicht neu. Procter & Gamble-Mitarbeiter Kevin Ashton hat es Ende der 90er Jahre geprägt. Grundlage für das Internet der Dinge war die Optimierung von Lieferketten mittels RFID. Durch diese Technologie für Sender-Empfänger-Systeme ließen sich Gegenstände automatisch identifizieren – ohne das Internet zu nutzen. Es galt damals als das „Große Ding". Daher nannte Ashton seine Präsentation „Internet of Things”, also übersetzt das „Internet der Dinge”. Das hatte erstmal nichts zu tun mit dem World Wide Web, sondern bezog sich eher auf die Verbundenheit der physischen Objekte.
Wir nutzen den Begriff heute allgemein für die Vernetzung von physischen mit virtuellen Gegenständen. So können Dinge aus der realen Welt untereinander kommunizieren. Also wenn wir zum Beispiel Joggen gehen und unsere vom Fitness-Tracker gesammelten Daten zum Smartphone wandern.
Im Privaten ist IoT gut integriert in unser Leben – Smart Home, Connected Car, Fitness-Tracker sind nur ein paar Beispiele dafür. Luft nach oben sehe ich noch bei der Industrie, beim IIOT (Industrial Internet of Things). Viele Unternehmen haben sich zwar bereits mit Themen der Industrie 4.0 auseinandergesetzt (z.B. Smart Factory), aber nur selten konkrete Maßnahmen umgesetzt.
Das bietet Startups aus den Bereichen IoT und CleanTech spannende Möglichkeiten. Vor allem in München treffen immer mehr dieser Startups auf Traditionsunternehmen, die den Schritt in die Industrie 4.0 noch nicht oder nur teilweise gewagt haben. Dazu kommen viele gut ausgebildete Talente. Hier sehe ich viel Potenzial, dass sich in Deutschland – und gerade in München – einiges in den nächsten Jahren bewegen wird.
Die Szene zeichnet vor allem Durchlässigkeit aus. Das macht Personalmanagement für die Industrie 4.0 so spannend. Die Grenzen zwischen den Industrien in der Tech-Startup-Szene sind offen. Das bietet Unternehmen wie auch Kandidaten einen hohen Grad an Flexibilität.
Daneben suchen wir Kandidaten, die „Hybride” sind. Ihr Profil ist geprägt von Demut, Hands-on-Mentalität sowie Führungsqualitäten. Beim Auswahlprozess fokussieren wir uns dabei auf diese Soft Skills des Kandidaten.
Spezifisch an unserem Markt ist zudem der stetige Rollenwechsel. Ein erfolgreich vermittelter Kandidat kann zum Kunden werden und eine Kunde wiederum zum Kandidaten.
Unser Markt ist insofern speziell, da es bei uns den konventionellen Vertriebler, der nur am Telefon sitzt, nicht gibt. Denn die Anforderungen an Tech-Kompetenzen – auch in den Non-Tech-Jobs – sind immens gestiegen.
Auch wir als Personalberater bzw. Headhunter müssen bei Themen wie IoT, CleanTech oder SaaS stets auf dem neuesten Stand sein. Denn wir brauchen selbst dieses Know-how, um die Bedürfnisse unserer Kunden und Kandidaten bestmöglich zu verstehen.
IoT-Experten sind Top-Talente und nicht leicht auffindbar. Sie sind keine Selbstdarsteller, sondern Hidden Champions. Das Finden und vor allem Binden dieser Talente ist auch für Headhunter herausfordernd. Darüber hinaus – das ist unsere Erfahrung – suchen IoT-Talente nach bestimmten Voraussetzungen. Sie bevorzugen B2B-Geschäftsmodelle und wünschen sich große, anspruchsvolle Tätigkeiten im Kontext von Enterprise Software.
Daneben ist auffällig, dass die Anforderungen an Software im B2B-Bereich deutlich höher sind, es gute Gehälter gibt und Sales Cycles sowie Innovationszyklen länger dauern.
Wir beobachten zudem, dass IoT-Experten im B2B-Bereich tendenziell konservativer ticken, sicherheitsorientierter sind, höhere Gehälter fordern und weniger am Unternehmen beteiligt sind. Das hat zur Folge, dass unsere Besetzungen oft nachhaltiger sind und die Talente nicht nach einem halben Jahr wieder wechseln.
Zunächst ist da unser Know-how. Wir sind selbst ein organisch wachsendes Unternehmen und kennen die spezifischen Herausforderungen in dieser Phase. Darüber hinaus greifen wir auf ein herausragendes Experten-Netzwerk über unseren Beirat zurück.
Ein Fokus von Talent Tree liegt auf den Soft Skills der Kandidaten. Denn unsere Erfahrung zeigt: Je mehr die zu besetzende Position mit Führungsverantwortung einhergeht, desto wichtiger werden Persönlichkeitsmerkmale und kulturelle Passung des Kandidaten. Wir sind überzeugt, dass letztendlich Soft Skills den Unterschied machen, ob sich ein Startup werthaltig weiterentwickelt oder nicht.
Man könnte also sagen: Soft skills meet Software ;)!
Wir denken Talent Tree bewusst als Baum weiter. Wir begleiten unsere Kandidaten auf ihrem Lebensweg vom Stamm bis zur kleinsten Verästelung. An jeder Weiche sollen sich unsere Kandidaten auf uns als Ansprechpartner im Bereich Job verlassen können.
Zuletzt arbeiten wir viel mit Investoren zusammen. Sie sind ein großer Multiplikator.
Über die letzten Jahre haben wir einige Schlüsselpositionen bei jungen, schnell wachsenden Unternehmen wie TESLA, TADO, SONNEN oder VOLOCOPTER besetzt. Sie sind für uns Digital Climate Champions. Einige unsere Kunden und Kandidaten kommen immer wieder in verschiedenen Phasen auf uns zu. Das freut uns besonders.
Letztes Jahr haben wir 35 Talente erfolgreich vermittelt, 14 davon sind Führungskräfte und C-Levels.
Derzeit entwickeln wir parallel auch ein eigenes SaaS-Produkt als Learning & Development-Plattform für Firmen und Mitarbeiter. Es bietet Arbeitnehmern eine kuratierte Learning Journey in Form einer App & Web-Lösung und berücksichtigt hierbei Wünsche des Arbeitnehmers sowie des Arbeitgebers. Mittelfristig werden wir damit auch das Thema Klimabildung fokussieren und darüber hinaus kreative Handlungsmaßnahmen und Empfehlungen aussprechen.
Ich sehe – wie oben erwähnt – noch großes Potenzial im IoT-Bereich, vor allem in München. Hier wird sich in den nächsten Jahren einiges bewegen. Wir haben als Personalberatung den Anspruch, vorweg zu gehen und diese Entwicklung weiter zu treiben.
Wir arbeiten täglich daran, unser Recruiting von IoT-Experten und -Führungskräften zu optimieren. Da unser Fokus auf den Soft Skills der Kandidaten liegt, arbeiten wir stetig an unserem Screening. Zum Beispiel beschäftigen wir uns gerade mit „Profilingvalues”, einem Verfahren, das das persönliche Wertesystem eines Menschen abbildet.
Für uns wird es wichtig sein, einerseits unsere Kunden- und Kandidatenprozesse weiter zu entwickeln. Andererseits ist es unser Anspruch, unser Know-how und unser Netzwerk im IoT-Bereich stetig zu erweitern. Nur wenn wir wissen, wie die Szene und ihre Spieler ticken, können wir Kunden und Kandidaten nachhaltig zusammenbringen.
Mein Tipp: Never Stop Learning!