Die Powerfrau Nina Zimmermann behauptet, es gibt gewisse Dinge, die man auf dem Weg zur Führungskraft nicht lernen kann. Zwar sollte jeder eine Chance bekommen, was aber nicht bedeutet, dass jeder dafür geschaffen ist. Wagt man ein gedankliches Experiment zurück in seine Schulzeit und fragt sich: welche Lehrer haben mich am meisten begeistert oder wo habe ich mich am besten aufgehoben gefühlt, dann fallen Einem die Personen ein, die am authentischsten sind. Diese, die dich damals am besten verstanden haben, die nahbar sind und die Fähigkeit haben bestimmte Themen zu reflektieren. Menschen, die authentisch sind, haben sich laut Nina wirklich mit sich selbst beschäftigt und diesen gelingt der Spagat zwischen der Führungs- und der authentischen Seite am besten.
Für Nina sind es die wahren Geschichten hinter den Menschen, die über den bloßen Lebenslauf hinausgehen. Jeder sollte in sich gehen und überlegen, was Schlüsselmomente in seinem Leben waren und wie man bestimmte Herausforderungen gemeistert hat. Nina weist darauf hin all das herunter zu schreiben. Denn durch die intensive Beschäftigung mit sich selbst und die Definition, was einen treibt und ausmacht, findet man Ehrlichkeit. Dadurch fallen andere Herausforderungen im Leben leichter. Als konkretes Beispiel nennt sie Feedbackgespräche, die meist sehr subjektiv sind. Entscheidend ist es, wenn der Mitarbeiter im Gespräch selbst auf die Themen stößt und diese gemeinsam mit der Führungskraft erarbeitet. So bekommt er das Gefühl, dass er selbst Themen bewegen kann und wertgeschätzt wird, was zu mehr Motivation und Spaß führt.
Nina spricht das Thema Verwundbarkeit im Beruf an, welches niemals mit Schwäche gleichgesetzt werden sollte. Verwundbar zu sein, bedeutet nicht schwach zu sein. Wenn man dies zugeben kann, ist man auf dem Weg eine gute Führungskraft zu sein. Es ist extrem wichtig, dass man bei sich selbst anfängt. Dies ist ein ständiger Entwicklungsweg, der niemals aufhört und sich gleichzeitig stärker im Laufe der Karriere verfestigt. “Konzentriere dich auf deine Stärken und akzeptiere gleichzeitig, dass du nicht alles kannst.
Die Startup und Venture Capital Tech Branche zeigt wenig bis gar keine Diversität auf. Frauen in Führungsrollen sind weiterhin in der Unterzahl. Sohaila ist eine Ausnahme, denn sie ist eine der wenigen weiblichen Venture Capital Investorinnen der Branche und setzt sich für mehr Diversität ein. Sie erklärt, dass vor allem für die Generation Z ein anderer Führungsstil notwendig ist. Die zwischen 1995 und 2012 geborene Generation ist am diversesten, denn in ihr werden sämtliche Denkweisen und Hintergründe repräsentiert. Diese Generation ist die Erste, die ihr gesamtes Leben mit dem World Wide Web aufgewachsen ist und nichts anderes kennt. Sie sind viel stärker auf der Suche nach Sinnhaftigkeit und wollen anders angesprochen werden. In Kombination mit weiblichen Führungskräften passt das perfekt zusammen, denn Frauen schaffen oftmals eine motivierende und offene Unternehmenskultur. Studien beweisen, dass weibliche Führung transformativer wirkt. Dazu kommt, dass viele sinnstiftende Gründungen, die sog. “Tech for good”-Unternehmen von Frauen angeführt werden. Dies verschafft den weiblichen Führungskräften einen Wettbewerbsvorteil bei der Suche nach jungen Talenten.
Sohaila betont, dass wir einiges von Frauen lernen können, wie beispielsweise jeden Menschen mit seinen Stärken und Facetten individuell zu betrachten. Dabei kommt es auf jede einzelne Farbe an, auch im Hinblick auf die Entwicklung. Wenn man sich selbst darauf einlässt, auch auf neue Dinge, beispielsweise Perspektiven der Generation Z, dann merkt man, wie viel wir voneinander lernen können. Das Authentische und Ehrliche wird sich durchsetzen und schafft klare Werte, sowohl im Privat- als auch im Berufsleben.
Das sogenannte “Impostor Syndrome” (“Hochstapler-Syndrom”) beschreibt das Gefühl von massiven Selbstzweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Diese hatte auch Katya Kempkens, nachdem sie bei Stylight zum Lead Engineer befördert wurde. Nach einiger Zeit beschäftigten sie Fragen, wie “bin ich wirklich die Richtige in dieser Position, passt meine Performance und führe ich richtig?”. Sie hat lange gegrübelt und fand aber keine Beweise dafür, dass dies wirklich stimmte. Katya erinnerte sich an das Buch “Lean in” von Sheryl Sandberg zurück, in dem über dieses Phänomen berichtet wurde. Genau dieses Gefühl “gefangen und nicht klug genug zu sein” traf nun auf ihre Gedanken zu. Es gibt davon viele verschiedene Abstufungen und besonders erfolgreiche Personen leiden darunter. Katya glaubt, dass eher Frauen davon betroffen sind, weil sie allgemein stärker an sich selbst zweifeln.
Als Gegenmaßnahme entwickelte sie verschiedene Strategien. Zum Einen halfen ihr mess- und nachweisbare Skalen dabei sich selbst zu beweisen, dass die Zweifel unangebracht sind. Außerdem hat sich Katya die Frage gestellt, was sie zu einer einzigartigen Führungskraft macht und ob sie ihren eigenen Führungsstil hat. Sie beschreibt, dass sie Mitarbeiter mit ihrer Empathie und ihrem Beobachtungsvermögen gut aus der Komfortzone locken kann. Außerdem ist eine von Katyas großen Stärken, dass sie das große Ganze im Blick hat, was sich positiv auf das Team und deren Arbeit auswirkt. Schließlich erwähnt Katya noch, dass man damit nicht alleine ist. In zahlreichen Ted Talks wird deutlich, dass einige berühmte Persönlichkeiten davon betroffen sind. Letztendlich muss jeder seine eigene Strategie finden dagegen anzukämpfen, denn keine Situation ist vergleichbar. Es hilft allerdings extrem, sich auf sich selbst, seine eigenen Stärken und positiven Leitsätze zu fokussieren.
Aus den Vorträgen und Diskussionen konnten wir sehr viel mitnehmen, vielen Dank an alle, die dabei waren. Wir freuen uns schon auf das nächstes Event im November 2020!