Agilität auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich zunehmend in Organisationsstrukturen wider. Vom klassischen Organigramm und daraus resultierendem Silodenken sollten Unternehmen abrücken. Denn diese statische Organisationsstruktur suggeriert den Mitarbeitenden, nicht mehr über den Tellerrand hinausschauen zu müssen.
Möchte sich ein Unternehmen jedoch langfristig erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt etablieren, sollten Problemlöseorientierung sowie flexible, auf Belastbarkeit ausgerichtete Strukturen mit einem allumfassenden Verantwortungsbewusstsein angestrebt werden.
Anlehnend an die Gestaltpsychologie ist „das Ganze (…) mehr als nur die Summe seiner Teile“– genau deshalb lebt eine Organisation von Agilität und nicht von der simplen Addition von Einzelleistungen. Doch wie akquiriert man Mitarbeitende, die genau diese gestaltpsychologische Ansicht teilen? An dieser Stelle könntest Du Dich ein weiteres Mal fragen, inwiefern die klassische Stellenausschreibung eine Mentalität suggeriert, die in unsere von Vulnerabilität, Unsicherheit, Komplexität und Agilität geprägten Arbeitswelt passt.
Die Herausforderung ist es, das Unplanbare ins Visier zu nehmen. Zusammenfassen kann man dies durch das Sprichwort „Mut zur Lücke“. Und genau diesem Anspruch nach aufgeklärter Flexibilität wird die klassische Stellenausschreibung nicht gerecht. Selbstverständlich ist es keinesfalls eine schlechte Idee, eine skizzenhafte Beschreibung eines Aufgabenspektrums festzuhalten, um potentiellen Bewerbern einen Leitfaden mit auf den Weg zu geben. Allerdings kann dies dazu führen, dass sich ein einzelner Angestellter weder für seine Selbstoptimierung noch für das Gesamtergebnis verantwortlich fühlt.
Hands- on Mentalität sowie der kollektive Wille, Großes zu erreichen sind hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Auch von klassischen Hierarchien sollten Organisationen zunehmend abrücken. Warum?
Das kannst Du Dir ganz simpel in einem Gedankenexperiment veranschaulichen. Ein optimales, auf individuelle Kundenbedürfnisse zugeschnittenes Produkt kann nur durch kontinuierliches Feedback im Rahmen eines iterativen Prozesses entstehen. Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn die Geschäftsleitung in diesem Prozess nicht als an der Spitze der Pyramide in Form eines Nadelöhrs, sondern als „Spinne im Netz“ fungiert. Die interkollegiale Frage im Rahmen der Verantwortungszuteilung sollte sich nicht nach der formellen Zuständigkeit sondern nach dem tatsächlichen Können richten. Ein modernes Unternehmen, das sich aus mehr als der Summe seiner Teile zusammensetzt, muss also einen hierarchie- sowie abteilungsübergreifende Philosophie anstreben. Eine ausgewogene Organisation, welche Erfolg kollektiv feiert und Probleme kollektiv angeht.
Langfristigen Erfolg mit neuen Mitarbeitenden erzielt man nicht durch die präzise Erfüllung der in der Stellenausschreibung angeführten Tätigkeiten. Zentral ist vielmehr der mehrwertstiftende, subjektive Überhang jedes einzelnen Mitarbeitenden. Ergo solltest Du Deine Stellenausschreibung auch in diesem Sinne formulieren– mache Deinen Bewerbern klar, welche einzigartigen Entwicklungsmöglichkeiten in Deinem Unternehmen warten. Führe das Anstellungsverhältnis als symbiotische Beziehung im Geflecht der persönlichen sowie institutionellen Weiterentwicklung dar. Mache Mut zu flexiblen Arbeitsgestaltungen, gewähre individuelle Freiräume und reduziere Dich auf das Wesentliche. Denn gerade im digitalen Zeitalter, welches regelrecht durch Informationsfluten gekennzeichnet ist, solltest Du auf Authentizität zurückgreifen, um aus der breiten Masse herauszustechen.
Hierbei möchte ich Dir einen ersten konkreten Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen, attraktiven Gestaltung mitgeben – streiche den Begriff „Stelle“ aus Deinem Wortschatz. Was Du Deinen Bewerbern anbietest, ist viel mehr als eine simple „Stelle“– es ist eine Möglichkeit an unauslotbarer individueller Weiterentwicklungsmöglichkeiten, es ist ein Erlebnis. Nimm Gebrauch von Deiner Authentizität und rege auch Deine Bewerber zu dieser Haltung an. Denn am Ende des Tages ist genau Authentizität das, was das Ganze zu mehr als der Summe seiner Teile werden lässt.